Arbeitsbedingungen in Krankenhäusern verbesserungswürdig!

Schlechte Arbeitsbedingungen wirken sich negativ auf die Patienten aus.
Vor allem jüngere Pflegekräfte wollen den Beruf wieder wechseln.

Ergebnisse einer internationalen Pflegebefragung weisen auf verbesserungswürdige Rahmenbedingungen in der stationären Krankenhausversorgung hin. Zum Teil unbefriedigende Arbeitszustände für die Mitarbeiter gehen mit negativen Konsequenzen auch für Patienten und Angehörige einher. Die ungünstigen Arbeitsbedingungen scheinen insbesondere jüngere Pflegefachkräfte zu einem Arbeitsplatzwechsel zu bewegen. Dies wird durch die erweiterten Beschäftigungsmöglichkeiten von Pflegefachkräften außerhalb von Krankenhäusern verstärkt. An der Befragung beteiligten sich in der Bundesrepublik 2.709 Pflegefachkräfte aus 29 Krankenhäusern (zudem wurden Krankenhäuser aus USA, Kanada, Schottland, England einbezogen). Im internationalen Vergleich fiel in Deutschland der höhere Anteil männlicher Pflegefachkräfte und das relativ niedrige Alter der Befragten auf. In kleineren Krankenhäusern wurden weniger Burnout-Erscheinungen angegeben. In größeren Krankenhäusern wurden die Möglichkeiten zur beruflichen Fort- und Weiterbildung besser eingestuft. Die Befragungsergebnisse bestätigen Hypothesen zur Bedeutung unterstützender Organisationsmerkmale für die Versorgungsqualität und die Arbeitssituation in der Pflege.

Demografische Entwicklung

Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung muss ein erfolgreiches Personalmanagement sich im Besonderen der Förderung des Nachwuchses annehmen. Zukünftig werden weniger Nachwuchskräfte und weniger Erwerbstätige dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Das bisherige Vorgehen, sich allein auf die jüngere Generation als Mitarbeiter zu konzentrieren und die ältere zu vernachlässigen, bedarf daher dringend einer Reform. Es gilt eine breite Palette von neuen Angeboten für jüngere und ältere Arbeitnehmer zu schaffen, um den Einstieg, den Umstieg und den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Erforderlich sind eine Differenzierung der Berufswelt, neue Arbeitsfelder in den Krankenhäusern und bessere und vielfältigere Beschäftigungsmöglichkeiten mit flexibleren Arbeitszeitmodellen. Für die ältere Generation mit ihren vielfältigen und wichtigen Berufserfahrungen werden anspruchsvolle Einsatzfelder, Weiterqualifikation und Arbeitszeitmodelle eine wichtige Rolle spielen. Für die jüngere wird es darum gehen, ein breites Angebot von neuen Beschäftigungsfeldern, neuen interessanten Ausbildungsberufen bis hin zu neuen Studiengängen zu schaffen.

 USAKanadaEnglandSchottlandDeutschlandGesamt
(befragte Pflegefachkräfte)(13471)(17450)(5006)(4721)(2709)(43357)
Durchschnittsalter in Jahren39,942,734,835,735,339,6
Männlich7,62,99,07,916,56,5
Vollzeitbeschäftigt64,143,470,466,871,857,6

Quelle: Ergebnisse der Pflegebefragung, International Hospital Outcomes Research Consortium 1998-1999 (Aiken et al. 2001)

Erkenntnisse

Die deutschen Pflegefachkräfte waren im Durchschnitt mit ihrem Arbeitsplatz zufriedener als die Befragten in den übrigen Ländern. Der Anteil der unter 30-Jährigen ist in den europäischen Ländern höher als in Kanada und den USA, wo besonders die jüngeren Pflegefachkräfte vom stationären Kapazitätsabbau betroffen waren. In allen Ländern fällt auf, dass gerade die jüngeren Pflegefachkräfte den Wunsch äußerten, ihren Beruf innerhalb des nächsten Jahres zu wechseln. Die Angaben zum Burnout lassen auf geringere psychosoziale Erschöpfung bei den deutschen Pflegefachkräften schließen. Der Anteil der Befragten mit "hohem Burnout" lag in den übrigen Ländern deutlich höher.

Burnout, Arbeitsplatzzufriedenheit und Berufswechselabsicht
(Angaben in %)

 USAKanadaEnglandSchottlandDeutschland
Anteil "unzufrieden mit dem Beruf"41,032,936,137,717,4
Anteil mit hohem Burnout43,236,036,229,115,2
Anteil der unter 30-Jährigen19,010,340,631,933,6
Anteil der plant, im kommenden Jahr den Beruf zu wechseln22,716,638,930,316,7
Anteil unter 30 der plant, im kommenden Jahr den Beruf zu wechseln3,029,453,746,025,5

Quelle: Ergebnisse der Pflegebefragung, International Hospital Outcomes Research Consortium 1998-1999 (Aiken et al. 2001)

Kritischer Personalbestand

Kritischer wird die Personalausstattung in der Pflege eingestuft. Nur etwa ein Drittel der Befragten gab an, dass es ausreichend Personal gibt, um eine hohe Pflegequalität zu gewährleisten oder auch nur um die anfallende Arbeit zu schaffen. Die Versorgung mit Hilfspersonal wurde besser eingestuft und in Deutschland von über der Hälfte der Befragten als ausreichend erachtet. Hinzu kommt, dass die Erledigung nichtpflegerischer Tätigkeiten – wie Essen verteilen und abräumen und Patiententransport innerhalb der Klinik – von deutschen Pflegefachkräften häufiger genannt wurde als in den USA und Kanada.

Auswirkungen auf die Patienten

Im internationalen Vergleich weisen die Ergebnisse auf verbesserungswürdige Rahmenbedingungen der stationären Versorgung und auf einige unbefriedigende Zustände für Mitarbeiter hin, die negative Konsequenzen auch für Patienten und Angehörige haben, da die Versorgung insbesondere vom Einsatz der pflegerisch und ärztlich Arbeitenden in den Krankenhäusern abhängt.

Weitere Informationen

Autoren:
Thorsten Körner und Reinhard Busse
( Outcomes of Hospital Reform: German Part of a Cross-National Study in the U.S.A., Canada, the U.K., and Germany )

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